ONE9/CENGS'VO'JAEMRAEH
(mit obligater Stimme MONORAIL für einen ebow spielenden Pianisten)
komponierte Simultanaufführung für Akkordeon, akustisch verstärkten E-Bass, 2 CD-Player
(1991/2002/2003)
von John Cage/Sven Hermann

 

Dauer: ca. 60'

 

[UA: Pfefferwerk Berlin im Rahmen des Festivals "activa neuer musik", 26.9.2002]

 

Sven schrieb über dieses Projekt:


one9 (für Sho solo, hier in der Version für Akkordeon, eingerichtet von Sven Hermann) ist ein sehr unspannendes Stück und gleichzeitig auch das wohl aufregendste überhaupt. Basierend auf diesem Paradoxum wird das Publikum auf ein Hören ins Innere eingeladen, ins Innere des Klangs und auch ins eigene Innere. Denn in one9 passiert während seiner 2-stündigen Aufführungsdauer formal nichts. Eventuell formale Zusammenhänge sind zeitlich so extrem gedehnt, dass man sich jeglicher Orientierung während des Hörens nach und nach entledigt. Bei einer Beethoven-Sinfonie verfolgt und erlebt man die komponierte Dramaturgie der Musik mit. Hier jedoch entsteht eine völlig individuelle Dramaturgie im Kopf eines jeden Hörers. Jeder wird das emotional neutrale Stück in immer völlig neuer und eigener Art erleben - eigene Ängste, den eigenen Kampf gegen den Körper, eigene Entspannung und Zufriedenheit. Der Komponist Antoine Beuger spricht bei solch einer Art der Rezeption von einem Spaziergang. Man nimmt sich vor, eine Stunde lang nach draußen zu gehen, die Gedanken beginnen während der körperlichen Aktivität zu schweifen, mal bewußt, mal weniger. Genauso hier: die Musik besitzt weder formal-strukturellen Typus, noch muß man eine Art semantischen Faden verfolgen, ohne den die Aussage des Werkes nicht aufgehen würde. Mal wird die Musik bewußt wahrgenommen, dann steigt der Hörer wieder für einige Minuten in seine eigene Phantasiewelt, durchtränkt von dem Gehörten...
An dieser Stelle setzt der Gedanke an von einer komponierten Simultanaufführung. cengs'vo'jaemraeh für E-Bass und CD-Zuspielung ist mit derselben determinierten Zufallsoperation wie one9 komponiert, das Material ist quasi das Negativ des Cage'schen. one9 steigt ins Innere des Klangs, cengs'vo'jaemraeh klettert aus dem Inneren des Instrumentes heraus, denn durch die besondere Art der elektronischen Klangabnahme des E-Basses über ein über die Saite gerichtetes Mikrophon erscheint ein simples Glissando wie ein höchst komplexes Klanggebilde mit unvorhersehbarer Binnenstruktur. Der Dialog zwischen den beiden simultan aufgeführten Stücken ist keineswegs ein dualistischer. Vielmehr wird dem Hörer ein weiteres Angebot für seine Zeitwanderung gemacht. Kurze Rastplätze zur Erfrischung, mannigfaltige Landschaftsaussichten, Wanderpfade mit unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten. one9 selbst erfährt innerhalb der Simultanaufführung eine Simultanaufführung. Die Raumzeit von one9 wird gefaltet, vier ausgewählte Segmente werden übertragen auf eine CD-Zuspielung, so dass sich die Aufführungsdauer von one9/cengs'vo'jaemraeh auf ca. eine Stunde beläuft.



ONE9/CENGS'VO'JAEMRAEH/MONORAIL:

 

Dauer: ca. 60'

 

[UA: 25.04.2003, Chang-soo Parks HOUSE CONCERT, Seoul/Süd-Korea]


Die Einladung des koreanischen Pianisten, Komponisten und Improvisators Chang-soo Park zu sich nach Seoul im April 2003 führte zu einer weiteren Simultanstimme für einen e-bow spielenden Pianisten. Dieser spielt sich wie ein "Monorail" durch Cage's Partitur hindurch, daher der Titel...eine weitere Rast in der Klanglandschaft...ein verträumter Blick auf den Boden...durch die dichten Baumkronen hindurch. Monorail ist Chang-soo Park gewidmet.