Portrait vom 22.01.05 in der WAZ Essen von Michael Stenger

Zwei starke Jungs und ihre Musik
Die Liebe zur Freiheit

(...) Sven Hermann, der Akkordeonist, und Matthias Hettmer, der E-Bassist, sind keineswegs abgehobene Spinner. Sie können glaubwürdig versichern, dass sie sich eben nicht in Jazz-, Pop- oder Avantgarde-Nischen herumdrücken wollten (...) Sie lehnen auch einen festen Werkbegriff ab. Das heißt: Sie nutzen Kompositionen als Ausgangsmaterial und bilden im Idealfall mit dem Komponisten ein kreatives Trio. Und kreativ meint: offen, frei (...) Schreiben lassen, üben, aufführen - diese Kette ist undenkbar für das Duo. Es will den Komponisten wirklich kennen, ihn in ihr Miniteam aufnehmen. Dass ihre Art, Musik zu machen, viel Arbeit, viel Intensität kostet, ist Sven Hermann und Matthias Hettmer recht. Selbstverständlich suchen sie auch Kontakt zu Schulen, zu jungen Leuten, um Vorurteile abzubauen, neugierig zu machen. So radikal sie sich auf der Bühne zeigen, so sensibel sind sie eigentlich im Umgang mit ihren Hörern. Es macht wirklich Spass, sich mit diesen "Verrückten" zu unterhalten. Sie lassen nicht locker, wenn es darum geht, ihre Ziele zu erklären: "Wir sind so, wie wir sind. Wir machen nichts verstellt." Und das machen sie manchmal auch mit aggressivem musikalischen Herzschlag (...) Die Freiheit, die sie lieben, haben sie erst heute gefunden, zwischen allen Stilen und vielen Stühlen. In Essen betreuen sie musikalisch schon seit geraumer Zeit eine attraktive Stummfilm-Reihe (...) Da darf man nicht erwarten, dass Bilder synchron untermalt werden. Die Stummfilm-Musik dieses Duos reibt sich, rüttelt auf. Interzone perceptible kann man eigentlich nicht beschreiben. Man muss die Jungs erleben, ihren Biss und ihre Kompromisslosigkeit (...)